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V  3   Jesus – die Botschaft

5.3.1.
Die herrschende Meistererzählung über die Botschaft Jesu geht so: Jesus war beeindruckt von der Bußpredigt

Jerusalem, jüdische Familie
Jerusalem, jüdische Familie

Johannes des Täufers, in seiner eigenen Verkündigung predigte er aber einen gnädigen und lieben­den Gott, dessen Königsherrschaft mit gleichen Rechten für alle Menschen kurz bevor stehe und der in der Gemeinschaft der Jünger schon erfahrbar sei.

5.3.2.
Das sind meine Thesen über die Botschaft Jesu:

Jesus war ein jüdischer Staatsmann, er war der Statthalter des Fürsten Antipas und hat die Politik in Galiläa gestaltet. Religion war für Jesus nur eine flankierende Maßnahme zur Absicherung der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung.

5.3.3.
Jesus hat in seinem politischen Wirken die Regierungsform des Kaisers Augustus nachgeahmt (imitatio Augusti) und eine monarchisch verfasste Gesellschaft angestrebt.

5.3.4.
Jesus strebte für Galiläa eine Monarchie mit einem jüdischen Monar­chen, einem Messias,  an der Spitze an. Dieser Monarch, dieser Messias, konn­te nur der jeweils herrschende jüdische Fürst, für Jesus also Antipas sein.

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5.2.13.
Anfang der 30er Jahre wurde die Situation des Statthalters Jesus am Hof des Fürsten Antipas schwieriger. Dann

Yad Vashem, Olivenbaum
Yad Vashem, Olivenbaum

kam es zum offenen Konflikt kam. Am 18. Oktober 31 n. Chr. wurde in Rom der Ritter Sejan, der Bevoll­mächtigte des Kaisers Tiberius, auf kaiserlichen Befehl hin abgesetzt und sofort hingerichtet.

Denn Sejan hatte sich um eine familiäre Verbindung mit der kaiserlichen Familien bemüht und stand im Verdacht, den Kaiser beerben zu wollen. Damit wurde die Position Jesu, der in Galiläa ein ähnliches Amt bekleidete wie Sejan in Rom, unsicherer.

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5.2.12.
Die Erzählungen über die Erscheinungen des Auferstandenen

Jerusalem, Grabeskirche
Jerusalem, Grabeskirche

Mt 28 par zeigen Jesus in der typischen Situation des Statthalters bei der mor­gend­lichen Audienz. Jesus und die Engel erscheinen – wie die Statt­halter – in weißes Leinen gekleidet, die Menschen kommen mit ihren Sorgen und Wünschen zu ihnen. Jesus zeigt Nähe und Distanz.

Raimund Schulz schreibt zur Bedeutung der morgendlichen Audienz des Statthalters (Herrschaft und Regierung, S. 108f):

Von einer großen rat- und hilfesuchenden Menge allmorgendlich umdrängt zu werden – auch dies war ein Zeichen von Prestige und Macht (des Statthalters). Es legitimierte den aristokratischen Herrscher …