4.5.5.
Die jüdischen Dichter-Propheten engagierten sich nicht beim Militär, auch nicht in der Liebe, sondern übertrugen die Liebesmetaphorik
Kapernaum, antike Synagoge
Ovids und anderer Dichter auf die religiöse Ebene. Bei Ovid klagte der Liebende, das literarische ich, über die Untreue der geliebten Frau.
Bei den hebräischen Dichter-Propheten, klagte der jüdische Gott in denselben Bildern und Versen über die Untreue seines geliebten Volkes, der Juden, vgl. Hes 16 und 23.
4.5.4.
Ovid und die anderen augusteischen Dichter hatten als Ersatz für den verlorenen Militär- und Staatsdienst den Minnedienst empfohlen. Ovid
Kapernaum
beschrieb in mehreren literarischen Werken, dass der junge Mann, dem der Dienst am Vaterland versagt geblieben oder unattraktiv geworden war, sich dem Liebesdienst, dem Dienst an der Geliebten hingeben soll, und Ovid gab ihm Tipps, wie er dies tun konnte.
Den jungen Männern Judäas und Galiläas ging es ebenso wie den jungen Römern: Die Friedenszeit unter Kaiser Augustus und seinen Nachfolgern hatte ihnen eine Militärkarriere versagt, die Monarchien der Herodesnachfolger bzw. die römischen Statthalterschaften verhinderten politisch einflussreiche Ämter, die es in den unabhängigen Kleinstaaten gegeben hatte.
Die Alternative Ovids, der Dienst der Liebe, war dem religiösen jungen Mann in Judäa und Galiläa, ebenfalls verwehrt.
Die augusteischen Dichter hatten aber nicht nur die Liebe als alternatives Engagement empfohlen, sondern hatten die sozialen und religiösen Verhältnisse in Rom angeprangert. Und dieses Engagement entdeckten die jüdischen Dichter als neues Betätigungsfeld.