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Das Gehirn war eben perfekt, warum sollte es dann weiter wachsen?

Eingang zum "Mausoleum", Machu Picchu, Peru
Eingang zum "Mausoleum", Machu Picchu, Peru


Ist die Antwort auf die Frage des Endes des Gehirnwachstums wirklich so einfach? Auch Jürgen Habermas geht in der bereits zitierten Passage über das Problem des Endes des Größenwachstums des menschlichen Gehirns großzügig hinweg:

Nachdem das Größenwachstum des menschlichen Gehirns aufgehört hat, sind kulturelle Lernprozesse an die Stelle der genetischen Anpassung getreten. Was anderen Tierarten fehlt, ist die generationenübergreifende Wei­tergabe symbolisch gespeicherten Wissens, das im Lichte neuer Erfahrungen revidiert und erweitert wird.

Wenn die Gene die Anpassung des Menschen nicht schaffen, muss eben die Kultur übernehmen? Aber woher kommt die Kultur? Wer hat die kulturellen Lernprozesse erfunden?

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Mit dem Entstehen der menschlichen Kultur, der Kulturfähigkeit des modernen Menschen entsteht etwas Neues, bisher nicht Dagewesenes.

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989


Warum entwickelt sich die Kultur, der Geist? Welches sind die Gründe, was ist die Veranlassung zu dieser Neuheit, die die Welt der Spezies Mensch grundlegend ändern wird? Wie kam es dazu, dass das Gehirn durch einen Funktionswechsel zur Basis des menschlichen Geistes wurde?

Die zweite Frage: Worin besteht das Neue, wie kann man die spezifisch neuen Sachverhalte, die entstehen, beschreiben? In der Besprechung von Tomasellos Buch Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation schreibt Jürgen Habermas:

Nachdem das Größenwachstum des menschlichen Gehirns aufgehört hatte, sind kulturelle Lernprozesse an die Stelle der genetischen Anpassung ge­tre­ten. Was anderen Tierarten fehlt, ist die generationen­übergreifende Wei­ter­gabe symbolisch gespeicherten Wissens, das im Lichte neuer Erfahrungen revidiert und erweitert wird.
(Jürgen Habermas 2009; Es beginnt mit dem Zeigefinger, in: DIE ZEIT Nr. 51/2009 vom 10.Dezember 2009, S. 45)

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