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Als später der neutestamentliche Kanon zusammen­gestellt wird, wird jede der drei Apostelkirchen

Vulkan Pichincha, Krater im Krater (Ausbruch 1982)
Vulkan Pichincha, Krater im Krater (Ausbruch 1982)

und als vierte die hellenistische Pauluskirche mit einem Evangelium und anderen Schriften vertreten sein. Kriterium für die Aufnahme in den Kanon ist die Ausgewogenheit der Herkunft aus den Teilkirchen und das Eintreten der Schriften für die Einheit der Kirche.

Deshalb wurden die Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes aufgenommen, dazu die Apostel­geschichte, die Offenbarung und die Briefsammlungen der Einzelkirchen.

Der Brief an Philemon und 3. Johannesbrief gehörten und gehören in den Kanon, weil sie die Einheit der Gesamtkirche in sozialer Hinsicht (Philemon) und in Glaubens­fragen (3. Johannes) beto­nen.

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31. Oktober 2017 = 500 Jahre Luthers Thesenanschlag

5.15.4.
Deshalb wurden die Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und

Istanbul, Hagia Sophia, Christus
Istanbul, Hagia Sophia, Christus

Johannes aufgenommen, dazu die Apostelgeschichte des Lukas, die Offenbarung des Johannes und die Briefsammlungen der Einzelkirchen.

5.15.5.
Der echte Brief des Paulus an Philemon und der unechte 3. Johannes­brief gehörten und gehören in den Kanon, weil sie die Einheit der Gesamtkirche in sozialer Hinsicht (Philemon) und in Glaubensfragen (3. Johannes) betonen.

5.15.6.
Die Beiträge der vier Apostelkirchen zum Kanon:

Einzelkirche  Evang., Apg.    Briefe                          Offenbarung   

Jakobus          Matthäus            Jakobus, Judas         –

Johannes        Johannes            1-3 Johannes           Johannes

Petrus             Markus               1-2 Petrus                 –

Paulus            Lukas, Apos-     Paulus-Briefe           –
                        telgeschichte     Hebräer                                           

Die Bibel kann so spannend sein, wenn wir sie neugierig erkunden können, an­statt der päpstlichen Auslegung zu folgen. Martin Luther 1520 (An den christlichen Adel…): Nicht die (Papst-) Kirche allein mit ihren Priestern und Professoren, nein, alle Christen, auch die Laien sollen die Bibel auslegen!

 Ich widerrufe nicht, sagte Martin Luther am 18. April 1520 auf dem Reichstag zu Worms, es sei denn, ich werde durch die Heilige Schrift oder durch die Vernunft widerlegt.

Das philosophische Denken, schrieb am 14. September 1998 in der Enzyklika FIDES ET RATIO (Absatz 104) Papst Johannes Paul II., ist oft das einzige Terrain für Verständigung und Dialog mit denen, die unseren Glauben nicht teilen.

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V  15   Der Kanon des Neuen Testaments

5.15.1.
Die herrschende Meistererzählung über die Entstehung des neutesta­ment­lichen Kanons geht so: In der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.

Istanbul, Hagia Sophia, Christus
Istanbul, Hagia Sophia, Christus

waren in den christlichen Gemeinden so viele Evangelien und Apostel­briefe im Umlauf, dass die Gemeinden die Spreu vom Weizen trennen mussten.

In den Kanon der für die christliche Religion maßgeblichen Schriften nahmen sie nur Schriften auf, die ihrer Ansicht nach einen der zwölf Apostel oder den Apostel Paulus als Autor hatten oder von einem der Apostel autorisiert waren wie z. B. das Lukasevangelium des Paulus­begleiters Lukas (Kol 4,14; 2 Tim 4,11; Phlm 24) vom Apostel Paulus.

5.15.2.
Die neuen Thesen über die Entstehung des neutesta­ment­lichen Kanons:

Der neutestamentliche Kanon wurde aus Schriften der drei palästinensi­schen Apostelkirchen des Jakobus, des Johannes und des Petrus und der heidenchristlichen Pauluskirche zusam­mengestellt.

5.15.3.
Kriterium der Aufnahme in den Kanon war die Ausgewogenheit der Herkunft aus den Teilkirchen und das Eintreten der Schriften für die Einheit der Kirche.

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5.5.23.
Die Vereinigung der palästinensischen Jesus-Gruppen: In den Jahren nach 70 n. Chr. trennten sich die Jesus-Gruppen von

Troja
Troja

ihren Herkunftsbewegungen, die konfessionellen Gemeinden gingen in der heiden­christlich verfassten Gesamtkirche auf. Die Aufständischen wurden als Verräter gebrandmarkt (Verrat des Judas in den Evangelien, noch nicht bei Paulus) und aus der Gesamtkirche ausgeschlossen. Judentum, Täufer­bewegung und Gnostiker gingen eigene Wege.

Die Traditionen der Jesus-Gruppen fanden ihren Niederschlag in den damals entstehenden Evangelien des späteren Neuen Testaments. Die religiöse Auto­rität verschob sich von den geistbegabten Aposteln hin zu den Ortsgemeinden und den tradierten christlichen Überlieferungen.

5.5.24.
Das Ende der einzelkirchlichen Überlieferungen: Nach 135 n. Chr. wurden die Schriften der Einzel­kir­chen nach Proporz zum neutestamentlichen Kanon zusammen­gefasst, die Überlieferungen der Jesus-Gruppierungen gingen endgültig in der gesamt­kirchl­ichen Über­lieferung auf.

An die Stelle der Reibungen zwischen den alten Jesus-Gruppierungen traten neue Konflikte.

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IV  8   Der Abschluss des Alten Testaments nach 70 n. Chr.

4.8.1.
Die Zerstörung Jerusalems und des Jerusalemer Jahwe-Tempels

Kapernaum, Brotvermehrungskirche, Mosaik
Kapernaum, Brotvermehrungskirche, Mosaik

er­schien vielen Juden als ein Epocheneinschnitt.

4.8.2.
Die einzelnen Schriften des Alten Testaments wurden nach 70 n. Chr. überarbeitet, ergänzt und abgeschlossen.

4.8.3.
Die Abgrenzung des alttestamentlichen Kanons erfolgte nach dem Ende des Bar-Kochba-Aufstands (nach 135 n. Chr.) und unter dem Einfluss der christlichen Kanonbildung.