1.4.11.
Der doppelte Boden der Texte: Die hellenistische und römische Literatur, zu der die biblischen Schriften gehören, ist eine gelehrte

Literatur (Ulrich Schmitzer: Zeitgeschichte in Ovids Metamorphosen, Stuttgart 1990, S. 19f). Sie setzt eine soziale Bildungsschicht voraus, der Dichter und Leser/ Zuhörer angehören. Die Dichtungen werden vor allem für die gebildeten, verständigen Leser geschaffen, verlieren aber den einfachen Zuhörer nicht aus dem Auge. So entstehen ein Oberflächentext mit einer plastischen, eindrucksvollen Erzählung und ein Tiefentext mit literarischen, philosophischen und politischen Anspielungen.
So gibt Lukas in Act 1,1-11 eine lebendige Schilderung der Himmelfahrt Jesu, in Vers 13 fügt er aber vielsagend hinzu, die Jünger versammelten sich danach im Obergemach des Hauses. Die plastische Schilderung ist für den einfachen Zuhörer, dem gebildeten Leser gibt Lukas aber den Hinweis: Man muss die Himmelfahrt nicht wörtlich nehmen, man kann das Geschehen auch so verstehen, dass es sich im Oberstübchen, auf der geistigen Ebene abgespielt hat.
Der doppelte Boden von plastischer Erzählung und tieferem Sinn ist also nicht zur bei den Gleichnissen, sondern in der gesamten erzählenden Literatur zu beachten.