255

3. Das menschliche Gehirn muss auf andere Weise entstanden sein.

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989


Eine Lösung zu kritisieren ist natürlich einfach und macht nur dann Sinn, wenn man eine bessere Lösung anzubieten hat. Daran scheiterten die bisherigen Lösungsversuche, dass Alternativen für das Münch­hausen­modell nicht gesucht oder nicht gefunden wurden.

Wenn der menschliche Geist bzw. die Kultur nicht der entscheidende Faktor war, der die Entwicklung des menschlichen Gehirns voran­getrieben hat, was war es dann? Da es nach der Theorie keine zielgerichtete Evolution gibt, muss der auslösende Faktor in der Population der frühen Hominiden gesucht werden. Bei der Lösung werde ich auf Untersuchungen von Primaten­forschern zurückgreifen, ich verweise auf die Thesen 9 ff.

4. Wenn Gehirn und Geist nicht zusammen entstanden sind, entsteht ein weiteres Problem: Was veranlasste das menschliche Gehirn, neben der ursprünglichen Funktion die zusätzliche Aufgabe, Sitz des mensch­lichen Geistes, der Sprache, des Bewusstseins, der Kultur zu werden, zu übernehmen?

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250

Die Idee, das Wachstum des menschlichen Gehirns

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989


in der Evolution zu seiner heutigen Größe sei durch geistige Leistungen des Vor- und Früh­menschen angeregt worden und es gäbe so etwas wie eine Koevolution von Gehirn und Kultur, die Darwin selbst in der Abstammung des Menschen vorträgt, kann nicht richtig sein, weil sie einem finalistischen Evolutions­konzept verhaftet ist.

Eines ist allerdings nicht von der Hand zu weisen: Die heute gängigen Theorien der Evolution des Menschen folgen alle dem falschen darwinschen Konzept. Nicht nur Merlin Donald, auch Michael Tomasello und alle anderen weisen dem Geist, der Sprache, der Kultur des Men­schen eine entschei­dende Rolle bei der Entstehung des menschlichen Gehirns zu.

Neben der Sprache werden vor allem die Arbeit, die Herstellung von Steinwerk­zeugen, die Zusammenarbeit in der vor- und früh­mensch­lichen sozialen Gruppe als entscheidender Faktor auf dem Wege zum Menschen angesehen.

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244

These 2

Evolution nicht zielgerichtet

Vase aus dem archäologischen Museum, Cusco, Peru
Vase aus dem archäologischen Museum, Cusco, Peru


Nach Darwin ist die biologische Evolution ergebnisoffen und nicht etwa zielgerichtet, das heißt sie kann nicht von ihrem Zielpunkt aus verstanden werden, sondern nur von ihrem Ausgangspunkt. Es muss eine kausale Argumentationskette, ausgehend vom Ausgangspunkt, aufgebaut werden. (Beispiel: die Vogelfedern sind nicht entstanden, um den Vögeln das Fliegen zu ermöglichen.)

Erläuterung:

Ernst Mayr schreibt dazu in seinem großen Werk über Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt (2002):

Darwins Theorie lehnte die Existenz eines finalistischen Faktors bei der Verursachung des evolutionären Wandels kompromißlos ab (S. 417)

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