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5.5.23.
Die Vereinigung der palästinensischen Jesus-Gruppen: In den Jahren nach 70 n. Chr. trennten sich die Jesus-Gruppen von

Troja
Troja

ihren Herkunftsbewegungen, die konfessionellen Gemeinden gingen in der heiden­christlich verfassten Gesamtkirche auf. Die Aufständischen wurden als Verräter gebrandmarkt (Verrat des Judas in den Evangelien, noch nicht bei Paulus) und aus der Gesamtkirche ausgeschlossen. Judentum, Täufer­bewegung und Gnostiker gingen eigene Wege.

Die Traditionen der Jesus-Gruppen fanden ihren Niederschlag in den damals entstehenden Evangelien des späteren Neuen Testaments. Die religiöse Auto­rität verschob sich von den geistbegabten Aposteln hin zu den Ortsgemeinden und den tradierten christlichen Überlieferungen.

5.5.24.
Das Ende der einzelkirchlichen Überlieferungen: Nach 135 n. Chr. wurden die Schriften der Einzel­kir­chen nach Proporz zum neutestamentlichen Kanon zusammen­gefasst, die Überlieferungen der Jesus-Gruppierungen gingen endgültig in der gesamt­kirchl­ichen Über­lieferung auf.

An die Stelle der Reibungen zwischen den alten Jesus-Gruppierungen traten neue Konflikte.

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1.5.3.
Die traditionelle Meistererzählung über die Entstehung der neutesta­ment­lichen Evangelien geht so: Die Apostel und andere

Kairo, Mohammed Ali Moschee
Kairo, Mohammed Ali Moschee

Christen haben ihre Erinnerungen an Jesus, seine Worte und Taten weitererzählt. Als die Generation der unmittelbaren Schüler Jesu älter wurde, haben die Evangelisten die wichtigsten Worte und Taten Jesu in Galiläa und die Erzählungen über die Ereignisse in Jerusalem bis zur Kreuzigung gesammelt und aufgeschrieben, um sie für die christliche Verkündigung zu bewahren.

1.5.4.
Ich vertrete hier die Meinung, die Evangelien und die Apostel­geschichte sind wie historische Romane über Jesus und die Apostel zu bewerten. Sie enthalten viel historisches Material, sind aber nach literarischen Gesichtspunkten gestaltet, in denen die Schönheit der Erzählung nicht zu kurz kommt.