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Erotik 3: Jesus und die Schönheit sind nicht unzertrennlich:

Hamburger Hafen, Sedov, 16. 7. 1989
Hamburger Hafen, Sedov, 16. 7. 1989

Als Jesus gefangen genommen wird, flieht auch die Schönheit in Gestalt des nackten jungen Mannes, 14,52.

Nachdem ihn die Schönheit verlassen hat, wird auch sein Gutsein infrage gestellt: er wird verurteilt.

Spä­ter wird die Ehre Jesu wieder hergestellt, er wird moralisch re­habilitiert.

Folge­richtig kehrt auch die Schönheit zurück, sym­bolisiert durch den nun wieder züchtig bekleideten Jüngling im Grab, der den Frauen die Auferstehung Jesu ver­kün­det, 16,5.

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Erotik 2: Wie die Schönheit Jesu zu beschreiben wäre,

Hamburger Hafen, Großsegler, 16. 7. 1989
Hamburger Hafen, Großsegler, 16. 7. 1989

bleibt dem ästhe­tischen Empfinden jeder Epoche und jedes Einzelnen überlassen.

Jesus stellt die körperliche Schönheit und erotische Attraktivität der Kranken wieder her, besonders deutlich in der Erzählung von der Auferweckung der Tochter des  Jairus, 5,41-42. Er tröstet die Kranken nicht etwa mit dem Hinweis auf ihre inneren Werte!

Schönheit ist aber kein Wert an sich. Der schö­ne reiche Jüngling, 10,17-27, wird zurückgewiesen, weil er die moralischen Ansprüche der Gemeinschaft, die Bedingun­gen der Nachfolge Jesu, nicht erfüllt.

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6. Erotik: Die Erotik kommt im Markusevangelium nicht zu kurz,

Hamburger Hafen, Großsegler, 23. 7. 1989
Hamburger Hafen, Großsegler, 23. 7. 1989

6. Erotik: Die Erotik kommt im Markusevangelium nicht zu kurz,

auch wenn sie nur dezent angedeutet werden kann. Markus stellt sich und uns Jesus als einen schönen Mann vor.

Für die Griechen gehören Schönheit und moralisches Gutsein zusammen. Kalos k’ agathos = schön und gut war eine stehende Redewendung.

Der Gottes­sohn Jesus als Buckliger oder mit hässlichen Gesichts­zügen, als unge­waschener Philosoph oder als ein nach Kuhmist stinkender Bauer, das wäre ein Widerspruch in sich.