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Ein weiteres Phänomen, das Achim Peters beschreibt, ist das Body-Down­sizing,

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989


das sich bereits bei niederen Wirbeltieren, etwa Fischen, nach­weisen lässt. Bei Nahrungsknappheit oder einer langwierigen Erkran­kung bildet sich Gewebe zurück. Peters:

In der Geschichte der Gattung Mensch, die vom Homo australopithecus, über den Homo erectus bis zu uns reicht, gab es indes lang anhaltende Krisen­perioden wie Eiszeiten und Dürreperioden (…)

Betrachten wir die Zeit vor 50 000 Jahren als ein Beispiel für eine solch lang andauernde Versor­gungskrise in der Stammesgeschichte des Menschen, so ist sie möglicherweise die Ursache dafür, das sich beim modernen Homo sapiens der Körper nachhaltig umbaute, filigraner wurde und so dem Gehirn einen größeren Energiezugang verschaffte. Dafür spricht, dass vor etwa 50 000 Jahren mit Beginn der letzten Eiszeit ein fortschreitendes Body-Downsizing einsetzte. (S. 49)

In der These 9 ging es um die Sonderstellung des Gehirns unter den Organen der Tiere und des Menschen. Der hohe Energieverbrauch macht es für ein Lebewesen zu einem riskanten Organ. Nur wenn große Vorteile auf der Habenseite zu verbuchen sind, lohnt sich der Aufwand.

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Die Vergrößerung des Gehirns hat in der Evolution aber nicht nur bei Affen und Hominiden stattgefunden,

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989


sondern scheint ein allgemeines Prinzip der Evolution zu sein. Carel van Schaik und Karin Isler erläutern im Anschluss an das oben genannte Zitat die Probleme, die Tiere mit dem Wachstum und dem Unterhalt ihrer Gehirne haben und schreiben dann:

Darum gibt es gute Gründe anzunehmen, daß jede Tierart jeweils das größte Gehirn hat, das sie sich energetisch leisten kann. Trotz dieser Kosten hat sich die Hirngröße über evolutionäre Zeiträume schrittweise vergrößert, was die Paläontologen als das Gesetz von Marsh bezeichnen, das schon 1879 formuliert worden ist. (van Schaik, Isler 2010, S. 155)

Zur Energieregulierung des menschlichen Gehirns hat Achim Peters die Selfish-Brain-Theorie formuliert, die in unserem Zusammenhang von Bedeutung ist.

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