097

5.2.22.
Im Alten Testament wird der Tod Jesu zweifach beschrieben. Die 1. Stelle ist 1 Kön 13,24: Der Gottesmann ist Jesus, der Löwe steht

Jerusalem, Klagemauer
Jerusalem, Klagemauer

für den Römer Pilatus. In V. 28 heißt es, der Leichnam des Gottessmannes sei – entgegen der Vermu­tung – unbeschädigt geblieben. Das ist ein literarisches Zitat aus Homer, Ilias 24, 18ff, wo von dem Leichnam der trojanischen Helden Hektor das gleiche ausgesagt wird. Auch in Joh 19,33 bleibt der Körper Jesu im Unterschied zu den Körpern der Mitgekreuzigten unbeschädigt (die Beine werden nicht gebrochen).

2.: In der Erzählung von Absalom (=Jesus) bleibt Absalom in den Ästen einer Eiche hängen (hängen = gekreuzigt werden), der herbeigerufene Joab (=Pilatus) tötet ihn mit drei Speeren. Das Motiv des Speers im Körper Jesu kehrt in Joh 19,34 wie­­der.

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094

5.2.19.
Nun wurden auch die Bewohner Samariens von der allgemei­nen Euphorie angesteckt und schlossen sich der Messias­begeisterung

Jerusalem, Blick vom Ölberg
Jerusalem, Blick vom Ölberg

um Jesus an. Jesus zog im Triumphzug durch Samarien, Der Ausgangs­punkt des Triumphzuges Jesu war Caesarea Philippi, der Endpunkt der heilige Berg Garizim in Samarien. Die Begeis­terung, die Jesus entgegen­schlug, wird in den Evangelien exemplarisch beim Einzug in Jerusalem geschildert.

In den synoptischen Evangelien Mt, Mk, Lk wird die ganze Jesus­geschichte auf ein Jahr zusammen­gedrängt. Dieses eine Jahr ist das Jahr zwischen der Ernennung zum Messias 35 n. Chr. und der Hinrichtung im Frühjahr 36. Diesem Jahr ging aller­dings eine lange Wirkungsgeschichte Jesu als Statthalter in Galiläa voraus.

In der Absalomerzählung in 2 Sam 15ff, der ältesten Erzäh­lung über den Triumphzug Jesu, ist von einem klug geplanten Aufstand die Rede. Ob es sich wirklich um einen Aufstand handelte, ist aller­dings fraglich und wird noch viel Diskussionsstoff liefern. Ant 18,4,1; Mk 11,1-10 par; 2 Sam 15; 1 Kön 13,23ff.

062

IV  2   Jesus

 4.2.1.
Jesus, der Statthalter und Gegenspieler des Fürsten Antipas, erhält viel Raum in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments. Die historische

Garizim, samaritanische Moschee, Versammlungsraum
Garizim, samaritanische Moschee, Versammlungsraum

Person Jesus steht hinter folgenden literarischen Figuren im Alten Testament: Moses Bruder Aaron mit dem goldenen Stier, Moses Nachfolger Josua (Namengleichheit mit Jesus), der Prophet Elisa mit vielen an Jesus erinnernden Wundern, der Gottesmann in 1. Könige 13 mit einer Parallele zur Versuchungsgeschichte (Satan= Jerobeam I.= Antipas).

In der Erzählung Naboths Weinberg wird die Entlassung des Statthalters Jesus literarisch gestaltet, in 2 Kön 8 trauert Elisa wie Jesus in Markus 13,1-2 über die zukünftigen Zerstörungen der heiligen Stätte, in der Absalom-Erzählung liegt eine frühe Form der Passionsgeschichte vor (David= Antipas, Joab= Pilatus), ebenso im Beginn der Josef-Geschichte bis 1 Mose 37,20, wo Josef in eine Grube, d. h. ein Grab geworfen wird.

061

4.1.6.
In den Königsbüchern wird ab 1 Kön 12 die Entstehung eines eigenen Nordstaates geschildert und gerechtfertigt. Danach werden die

Garizim, samaritanische Moschee
Garizim, samaritanische Moschee

Geschichten der beiden Staaten auf jüdischen Boden miteinander verzahnt beschrieben. Deutlich ist die Schilderung des Antipas als König Jerobeam I. (Kunstname, literarische Gestalt) und als der aus archäologischen Quellen bekannte König Ahab.

4.1.7.
Solange Antipas regierte, malte man sein Bild in rosigen Farben. Nach seiner Absetzung und Verbannung 39 n. Chr. wurden die Probleme (Bathseba, Absalom) und schließlich das Scheitern des ehemals erfolg­reichen Herrschers offen geschildert, 1 Kön 14; 22; 2 Kön 10.

An die frühen David-Erzählungen wurden die Ge­schich­ten über Bathseba (=Herodias) und Absalom (=Je­sus) ange­hängt, die die Gefähr­dun­gen der Herrschaft des Antipas reflek­tierten.

Und der Dynastie­verheißung aus 2 Sam 7 wurde das Schei­tern des Antipas in 1 Kön 14 (Jerobeam I.) und in 1 Kön 22; 2 Kön 10 (Ahab) gegenübergestellt.