5.14.4.
Der Verfasser des Markus-Evangeliums hat Jesus-Überlieferungen
Istanbul, theodosianische Landmauer, Tor
der Jesus-Gruppierungen des Jakobus, des Johannes und des Petrus übernommen. Siehe dazu im Einzelnen Johannes Neumann, War Markus ein Dichter? in: ders.: War Jesus Statthalter von Galiläa?, S. 43-92, hier S. 51-62.
5.14.5.
Die von den Evangelisten verwendeten Jesus-Überlieferungen aus Galiläa gehen zurück auf mündliche Überlieferungen, die in den Einzelkirchen tradiert wurden. Die Jesus-Überlieferungen aus Jerusalem beruhen auf Deutungen des Todes Jesu durch die Einzelkirchen und deren kultischer Verwendung.
5.13.7.
In der jüdischen Deutung wurde Jesu Opfer mit dem Opfern der Passahlämmer verglichen: im Johannes-Evangelium
Athen, Mosaik: Madonna
stirbt Jesus zur Zeit der Opferung der Passah-Lämmer, als Passah-Lamm, vgl. Paulus in 1 Kor 5,7.
5.13.8.
In einer anderen jüdischen Deutung, bei den Synoptikern, setzte Jesus das Abendmahl als Gedächtnismahl für seinen Tod ein, und zwar in Form des Passahmahls.
Auch hier wird die Parallele vom Tod Jesu zum Tod des Passahlamms gezogen, das Mahl selbst wird scheinbar als Gedächtnismahl begangen, obwohl die Deuteworte zurückverweisen auf die Selbstopferung der Gottheit, der Jesus nach Joh 1,1ff angehört.
5.13.3.
Wer in der Antike an einem gewaltsamen Aufstand teilnahm und die Repräsentanten der öffentlichen Ordnung dabei töten wollte, hatte,
Patmos, Johanneskloster, Mönche
wenn der Aufstand scheiterte, sein Leben verwirkt. Insofern waren alle Teilnehmer des Jesus-Aufstands des Todes schuldig, als Pilatus sie besiegt hatte.
Pilatus kreuzigte aber nur Jesus und wenige andere Anführer, die meisten einfachen Teilnehmer konnten in ihre Heimat zurückkehren. Jesus ist deshalb (zusammen mit den anderen Anführern) tatsächlich stellvertretend für die vielen Mitläufer gestorben.
Am Anfang des Bekenntnisses für uns gestorben steht diese historische Erfahrung der Teilnehmer des Jesus-Zuges.
5.13.4.
Diese Erfahrung des tatsächlichen stellvertretenden Todes des adeligen und deshalb gottgleichen Jesus wurde in den urchristlichen Gruppen verschieden gedeutet. Es gab die persische Deutung der Selbstopferung Gottes, wie sie im Mithras-Kult begegnet.
Diese Deutung wurde ausgedrückt in den Deuteworten des Abendmahls in Mt 26,26-28par: dies ist mein Leib, dies ist mein Blut.
5.13.5.
Paulus und seine Tradition formulierten das ähnlich: Christus ist für uns, für unsere Sünden gestorben, Röm 5,6.8; 1 Kor 15,3.
5.13.1.
Die herrschende Erzählung über die Entstehung des christlichen Mythos vom Opfer Christi lässt sich so zusammenfassen: In der
Patmos, Johanneskloster, Besucher
Geschichte sind immer wieder religiöse Genies aufgetreten, die den Menschen den Willen Gottes verkündeten: zum Beispiel in alten Israel der Gesetzgeber Mose und die Propheten.
Zur Zeitenwende trat Jesus von Nazareth auf und verkündete das Reich Gottes. Die Menschen spürten die religiöse Kraft und die göttliche Weisheit in der Verkündigung Jesu und formulierten in den mythischen Vorstellungen ihrer Zeit, in denen sie befangen waren, die Idee, Jesus sei ein Gottessohn.
Als Jesus am Kreuz starb, glaubten sie, Gott habe den Gottessohn Jesus für ihre Sünden geopfert, so wie die Juden Passahlämmer für ihre Sünden opferten.
5.13.2.
Zur Entstehung des christlichen Mythos vertrete ich die folgenden Thesen: Jesus war als Stellvertreter des Fürsten Antipas für die einfachen Menschen eine gottgleiche Person. Man vergleiche dazu die Aussage Phil 2,6: Jesus, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein.
Die göttliche Gestalt und die Gottgleichheit Jesu sind nicht angemaßt, sie sind nicht nur Glaube der Gemeinde, sie sind zuallererst die Beschreibung einer sozialen Realität, einer sozialen Schicht, des Adels. Dieser sozialen Schicht gehörte Jesus kraft Geburt und kraft des Amtes, das er als Statthalter ausübte, an.
5.11.8.
Joseph ist nicht der Name des Vaters Jesu, Mk 6,1ff kennt keinen
Ephesus, Säulenallee
Vatersnamen Jesu, sondern nur den Namen der Mutter Maria. Der Name des Vaters taucht zuerst in den spät entstandenen Geburtslegenden in Mt 1f und Lk 1f auf.
5.11.9.
Woher kommt der Name Joseph für den Vater Jesu? Im Neuen Testament werden Vaterfiguren häufig Joseph genannt: Neben dem Vater Jesu sind hier zu nennen: Joseph von Arimathäa (Mt 27,57) und Joseph aus Zypern, genannt Barnabas, ein früher Heidenapostel (Apg 4,36).
Vielleicht gehört auch Joseph Barsabbas, der von den Aposteln ausgewählte Kandidat für den 12. Apostel, der die Stelle des Judas einnehmen sollte, dazu (Apg 1,22).
5.11.10.
Josephus, der Jesus als samaritanischen Pseudo-Messias beschreibt, spottet über den Vatersnamen Jesu so: Wenn es den Juden gutgeht, nennen sich die Samaritaner Söhne Josephs, wenn nicht, sagen sie, sie stammten von Ausländern ab, Ant 9,14,3.
5.6.7.
Außerhalb des jüdischen Umfelds fiel die politische Botschaft nicht auf fruchtbaren Boden, und die christliche Verkündigung wurde eine
Troja, römisches Theater
rein religiöse und private Angelegenheit, eine Sache der persönlichen Lebensführung. Die Apostel außerhalb der jüdischen Umgebung entwickelten keinen Ehrgeiz, Jesus als Messias nachzufolgen.
5.6.8.
Die verschiedenen Jüngerlisten sind späte Konzepte, die in die Frühzeit zurückdatiert wurden. Dazu gehören die zwölf Jünger Jesu (Mk 3,13ff) – mit wechselnden Namen, aber stets angeführt von Petrus, Jakobus und Johannes – als Liste der Petruskirche und später der Gesamtkirche – entsprechend den zwölf Stämmen Israels bzw. den zwölf Tierkreiszeichen der Ekliptik.
Weitere Jüngerlisten sind der Stephanuskreis (Apg 6,5) als Jüngerliste der Johanneskirche mit sieben Mitgliedern entsprechend den sieben Planeten und die Brüder Jesu in Mk 6,3, die eine frühe Jüngerliste der Jakobuskirche darstellen. In Apg 13,1 scheint Lukas eine gute Quelle mit den Ältesten von Antiochia zu zitieren. Fraglich ist aber die ursprüngliche Zugehörigkeit des Saulus/ Paulus zu dieser Gruppe.
5.6.5.
Die großen Jünger Jakobus, Johannes, Petrus und Judas bildeten
Troja, Ausgrabung
Jesus-Gruppierungen innerhalb ihrer Ursprungsbewegungen Judentum, Täufer, Gnosis und Aufständische.
Die Jesus-Gruppierungen verbanden sich später zum Urchristentum, die Ursprungsbewegungen Judentum, Täufersekte, Gnosis und Aufständische blieben selbständig.
5.6.6.
In jüdischer Umgebung bildeten die Jünger politische Bewegungen, die sich nur lose zum Urchristentum verbanden und selbständig Mission auch außerhalb des jüdischen Umfelds betrieben.
5.6.1.
Die herrschende Meistererzählung über die Jünger geht so: Die Jünger waren persönliche Schüler von Jesus, der sie ausgesucht und berufen
Troja, Ausgrabung
hat. Viele Jünger waren Fischer am See Genezareth, nach der Begegnung mit Jesus verließen sie ihre Arbeitsstellen und ihre Familien und schlossen sich dem Wanderprediger Jesus an. Petrus war der führende Kopf der Jünger, er und das Brüderpaar Jakobus und Johannes waren die wichtigsten Jünger.
5.6.2.
Und das sind meine Thesen über die Jünger: Die Jünger Jesu waren keine Fischer. Sie waren Prediger des astrologischen Zeitalters (des Sternbilds) der Fische, des neuen Frühjahrssternbilds, in dem sie ein himmlisches Zeichen des erwarteten Gottesreiches sahen.
5.6.3.
Die Jünger Jesu waren nicht seine persönlichen Schüler.
5.6.4.
Die Jünger waren selbständige politische und religiöse Führerpersönlichkeiten des frühen Christentums, die großen Jünger Jakobus, Johannes und Petrus strebten danach, die Nachfolge des verstorbenen Jesus als Messias anzutreten.
5.5.23.
Die Vereinigung der palästinensischen Jesus-Gruppen: In den Jahren nach 70 n. Chr. trennten sich die Jesus-Gruppen von
Troja
ihren Herkunftsbewegungen, die konfessionellen Gemeinden gingen in der heidenchristlich verfassten Gesamtkirche auf. Die Aufständischen wurden als Verräter gebrandmarkt (Verrat des Judas in den Evangelien, noch nicht bei Paulus) und aus der Gesamtkirche ausgeschlossen. Judentum, Täuferbewegung und Gnostiker gingen eigene Wege.
Die Traditionen der Jesus-Gruppen fanden ihren Niederschlag in den damals entstehenden Evangelien des späteren Neuen Testaments. Die religiöse Autorität verschob sich von den geistbegabten Aposteln hin zu den Ortsgemeinden und den tradierten christlichen Überlieferungen.
5.5.24.
Das Ende der einzelkirchlichen Überlieferungen: Nach 135 n. Chr. wurden die Schriften der Einzelkirchen nach Proporz zum neutestamentlichen Kanon zusammengefasst, die Überlieferungen der Jesus-Gruppierungen gingen endgültig in der gesamtkirchlichen Überlieferung auf.
An die Stelle der Reibungen zwischen den alten Jesus-Gruppierungen traten neue Konflikte.
5.5.20.
Konsolidierung
Der Apostel Paulus erlebte seine Bekehrung zwischen 48 und 50 n. Chr. und begann seine Tätigkeit als Apostel ab ca. 50 – 52 n. Chr. Paulus war
Masada, Mosaik
nicht eigentlich ein Missionar, dort, wo er hinkam, fand er meist schon Christen vor. Was Paulus auszeichnete, war seine fundierte theologische Ausbildung, sein Organisationstalent und sein Blick für das, was die neue Religion in Bezug auf Theologie, Kultus und Gemeindeleben am nötigsten brauchte.
Von der antiochenischen Gemeinde übernahm er die Idee des Einheitschristentums mit einem unmittelbaren Bezug auf Jesus.
5.5.19.
Heidenchristen: Während in Palästina die Jesus-Gruppen in ihren Herkunftsbewegungen verharrten und neben religiösen Botschaften
Masada, Mosaik
auch politische und soziale Ansprüche vertraten, ging die Mission nach außerhalb, nach Antiochia, Zypern und Kleinasien und führte zur Veränderung der Botschaft Jesu.
Die getrennten Jesus-Gruppen vereinigten sich und nannten sich nun erstmals Christen. In der heidnischen Umgebung machten politische und soziale Forderungen wenig Sinn, hier war es die religiöse Kraft der vereinten christlichen Botschaft, die die Menschen interessierte und überzeugte.
Mit den Heidenchristen in Antiochia entstand die vierte Jesus-Gruppierung, die sich aber nicht mehr konfessionell abgrenzte, sondern für alle Konfessionen offen war und sich jetzt christlich nennen konnte, Apg 11,26.
5.5.18.
Die Begegnung: In der Mission begegneten sich die Jesus-Gruppen aus den unterschiedlichen Bewegungen, erkannten ihre Gemeinsamkeiten
Masada, Gewölbe
und arbeiteten auch zusammen, blieben aber bei ihren getrennten Strukturen und Herkunftsbewegungen.
Das wichtigste Ereignis der Mission in Palästina war die Gründung von Gemeinden der Jesus-Gruppierungen in Jerusalem, die aber bis zum Ende des jüdischen Aufstands konfessionell streng getrennt blieben. Die israelitische Gruppierung des Jakobus wandelte sich dabei aus einer samaritanischen in eine judenchristliche Jesus-Gruppe.
Die Jesus-Gruppen trieben nicht nur friedliche Mission, sondern beteiligten sich auch an handfesten sozialen Konflikten. Ein Beispiel dafür ist die Hinrichtung des Jakobus und Petrus im Jahr 46 n. Chr., wahrscheinlich im Anschluss an eine Hungerrevolte, an dem sie führend beteiligt waren.
Der Tod der beiden führenden Apostel bedeutete einen großen Einschnitt in der Geschichte des Urchristentums.
5.5.17.
Die Mission: Die Jesus-Gruppierungen waren dynamische Gruppen. Am wenigsten erfahren wir von einer Mission der Jakobus-Gruppe,
Masada, antike Gebäude
täuferische Gemeinden werden in der Apostelgeschichte mehrere Male erwähnt: in Samaria, Act 8,16 und in Ephesus Act 19,1ff, wo es heißt, sie waren nur getauft auf den Namen Jesus bzw. mit der Taufe des Johannes, der Heilige Geist fehlte ihnen noch.
Am Eindrucksvollsten war die Mission der Petrus-Gruppe, Petrus selbst tritt in Act 10 als Missionar auf, in der Petrus-Mission ist die Taufe bereits integriert, so dass man die Petrus-Mission als letzte Stufe der Mission ansehen kann, die sich in der allgemein-christlichen Mission fortsetzte.
5.5.16.
Einheit als Ziel-, nicht als Ausgangspunkt des Urchristentums: Eine Unterscheidung von der Ursprungsbewegung war sicherlich dann
Masada, Säulentrommeln
erreicht, wenn eine Jesus-Gruppierung Mission betrieb. Ich möchte hier die Frage offen lassen, ob von Jesus-Gruppierung, von Jesus-Fraktion oder schon von einer Einzelkirche gesprochen werden sollte.
Das Christentum begann jedenfalls nicht als Einheit, sondern mit verschiedenen Gruppen oder Einzelkirchen, steht für mich fest.
Die wichtigste Belegstelle für die Einzelkirchen ist die Verklärungsgeschichte: Petrus sagt bei der Vision auf dem Berg zu Jesus (Mk 9,5): Lass uns drei Tempel (skhnh=Zelt, auch LXX: Stiftshütte) bauen, dir einen, Mose einen, Elia einen, das heißt Petrus verweist auf die drei Einzelkirchen des Petrus, des Jakobus und des Johannes.
Das Markusevangelium steht aber bereits für den Zusammenschluss der Einzelkirchen, deshalb heiß es abschließend: Petrus wusste aber nicht, was er redete (Vers 6). Ein anderer Beleg ist Mk 9,38ff par, wo von einem fremden Exorzisten die Rede ist. Man vergleiche auch die von Paulus kritisierten Spaltungen in der Gemeinde in Korinth, 1 Kor 1,12.
Die endgültige Trennung der Jesus-Gruppierungen von ihren Ursprungsbewegungen erfolgte erst nach dem Ende des jüdischen Aufstands 70 n. Chr.
5.5.15.
Ursprungsbewegungen und Jesus-Gruppierunge: Die Samaritaner, die Täufersekte und die Gnostiker um Simon Magus
Masada, Ruinen
hatten wenig festgefügte Strukturen und nur wenige verbindliche Glaubenssätze, es waren Gruppen mit vielen verschiedenen Anschauungen, und messianischen Vorstellungen waren damals weit verbreitet, so konnten Jesus-Anhänger in diesen Bewegungen Gruppen bilden, ohne die Bewegungen zu verlassen.
Was wir in den Evangelien sehen können, sind verschiedene Jesus-Deutungen, die den genannten Bewegungen zugeordnet werden können und denen wir Jünger-Namen an die Seite stellen können. Es sind die Namen Jakobus (Israeliten), Johannes (Täufer) und Simon Petrus (Gnostiker).
Diese Männer führten offenbar Jesus-Gruppierungen an, die innerhalb ihrer Bewegungen geblieben waren. Bei den christlichen Juden können wir die Konflikte sehen, denen sie sich ausgesetzt sahen. Es ging immer um die Frage, inwieweit sich eine Jesus-Gruppierung von der jeweiligen Mutterbewegung unterscheiden konnte oder sollte.
5.5.14.
Die Deutung des Todes Jesu als Verrat: Judas. Josephus nennt die Christen Söhne Judas‘ des Galiläers, weil er die Christen pauschal der Aufstandsunterstützung bezichtigt. In den
Masada, Touristen
christlichen Quellen ist es umgekehrt: Die Beziehung zwischen den Christen und Judas wird nicht geleugnet, aber Jesus ist der Patron und die Aufständischen sind nur Schüler, und zwar unwürdige, weil sie den Feinden Jesu einen Grund liefern, ihn zu töten.
Auch die Meinung der Aufständischen wird in den Evangelien nicht verschwiegen: In der Szene Verleugnung des Petrus (Mk 14,66ff par) wird Petrus aufgrund seines galiläischen Dialekts als Teilnehmer am Aufstand Judas‘ des Galiläers gekennzeichnet, es wird ihm Verrat an der Sache Jesu, die mit der Sache der Aufständischen gleichgesetzt wird, vorgeworfen.
Die Kreuzigung von Jakobus und Petrus zeigt, dass die palästinensischen Jesus-Bewegungen durchaus nicht immer gewaltfrei waren und die Zusammenarbeit mit den Aufständischen nicht grundsätzlich ablehnten. Das änderte sich erst nach dem Ende des jüdischen Aufstands 70 n. Chr.
5.5.12.
Die Selbstopferung des Helden und das Zeitalter der Fische: Die Gnostiker um Simon Magus deuteten den Kreuzestod Jesu als
Masada, römische Rampe
Parallele zur Selbstopferung des Gottes Mithras im Mithraskult.
Daraus entstand die kultische Feier des Abendmahls, deren Form sich später an das jüdische Passahmahl anlehnte, deren Grundgedanke aber, die Selbstopferung des Kultheros, vom Mithraskult stammt.
Die Gnostiker glaubten auch, in dem Sternzeitalter der Fische, das damals begann, eine himmlische Antwort auf das von Jesus angekündigte Reich Gottes sehen zu können und nannten die Verkünder der Botschaft Jesu Fischer. Jesus selbst habe sich am Ende des alten, des Widderzeitalters als Widder (Lamm) geopfert.
Jesu Tod als Opferlamm (als Widder) symbolisiert nach der astrologischen Lehre der Weltzeitalter das Ende der Widderära. Das Auftreten der Jünger als Fischer symbolisiert den Beginn des astrologischen Zeitalters der Fische.
5.5.11.
Die Auferstehung: Die Täufersekte kannte wie die antiken Mysterienkulte Tod und Auferstehung des Menschen und feierte dies
Masada, römisches Feldlager
in der Taufe. Der Tod in der Taufe bedeutete das Ablegen des alten Menschen und die Auferstehung in der Taufe die Umwandlung in einen neuen Menschen.
Jesus hatte den Tod in der Taufe nicht nur symbolisch wie die anderen Täuflinge vollzogen, sondern war tatsächlich gestorben und würde wegen seiner Verdienste von Gott auferweckt, das heißt in den Zustand der neuen Schöpfung, die alle erwarteten, versetzt werden.
Die österlichen Auferstehungserzählungen sind späte dichterische Veranschaulichungen des Auferstehungsglaubens, die Auferstehungsformeln, die Paulus in 1 Kor 15,3-5 zitiert, sind Bekenntnisformeln, keine Erfahrungsberichte.
Die Rede von der Auferstehung Jesu beschreibt eine Deutung seines Todes, sie bezeichnet weder ein historisches Faktum noch kann sie etwa als ein historischer Gottesbeweis in Anspruch genommen werden.
5.5.10.
Das Leiden des Gerechten: Die älteste Deutung des Todes Jesu: Die Samaritaner, die Jesus freundlich gesinnt waren,
Jerusalem, Ölberg, alter Ölbaum
fanden folgende Antwort auf den Tod Jesu: Das Leiden Jesu ist das Leiden eines Gerechten. Jesus ist für uns, für unsere Sünden gestorben.
Diese Antwort wurde in den Knecht-Gottes-Liedern bei Deutero-Jesaja (Jes 40ff) im Alten Testament und in der Stephanus-Rede in Act 7 festgehalten, vgl. auch Act 8,32f.
5.5.9.
Die erste Aufführung der Passion: Dass Jesu Kreuzestod überall ein Thema war, ergibt sich aus folgendem Ereignis:
Jerusalem, Tempelberg
Im Jahre 41 n. Chr. reiste der jüdische König Agrippa I. nach Rom, um dem Kaiser Caligula seine Aufwartung zu machen (Ant 19,4,1).
Dabei wurde er zufällig Zeuge der Ermordung des Kaisers. Josephus berichtet (Ant 19,1,13) in diesem Zusammenhang von einer Theateraufführung am 24.1.41 n. Chr., dem Todestag des Kaisers:
Alsdann ereignete sich zweierlei, das als Vorbedeutung aufgefasst werden musste. Man führte nämlich ein Schauspiel auf, in welchem ein Fürst (hegemon) ans Kreuz geschlagen wurde, und die Pantomime stellte die Kinyrische Fabel dar, in der Kinyras nebst seiner Tochter Myrrha umkommt. Sowohl bei der Kreuzigung nun wie bei der Tötung des Kinyras floss künstliches Blut in Menge.
Bei dem gekreuzigten Fürsten handelt es sich um den gekreuzigten Jesus, das ergibt sich aus der begleitenden Pantomime: Myrrha klingt für römische Ohren wie Maria, der Legende nach der Name der Mutter Jesu. Im Mythos von Myrrha (Ovid, Metamorphosen 10,298-502) geht es um den Inzest der Myrrha mit ihrem Vater Kinyras. Die Anspielung auf den christlichen Glaubens an die Jungfrauengeburt des Messias ist deutlich zu erkennen. Die Entstehung dieses Glaubens wird auf obszöne Weise gedeutet.