289

Merlin Donald spricht viel vom Netz und der Notwendigkeit, die Fixierung auf das Individuum zu überwinden,

Uru-Insel, Dorfplatz, Titicaca-See, Peru
Uru-Insel, Dorfplatz, Titicaca-See, Peru


allerdings ist bei ihm das Netz sachlich mit der Stufe der menschlichen Kultur verbunden:

Beim Kind verläuft der Erwerb symbolischer Fertigkeiten von außen nach innen. Deshalb muss ihre evolutionsgeschichtliche Entwicklung in derselben Richtung verlaufen sein. Symbolisches Denken und Sprache sind von ihrem Wesen her Phänomene, die in Netzwerken gründen. Wir können ihre Existenz daher nicht nach dem Modell des solipsistisch abgekapselten Individuums erklären.

Hier ist ein Paradigmenwechsel notwendig. Er muss die herrschen­den Theorien der menschlichen Evo­lution hinter sich lassen, denen zufolge Sprache sich im abgeschlossenen Gehäuse des Gehirns, das heißt von innen nach außen entwickelt hat. (S. 264)

Donald hat erkannt, dass der wissenschaftliche Blick auf das Individuum oder eine Gruppe von Individuen ungenügend ist und dass beim Men­schen die Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppen­mitgliedern entscheidend sind.

Leider macht er diese Erkenntnis für seine weiteren Ausführungen nicht fruchtbar, sondern ergeht sich in rhetorischem Geplänkel gegen das Denken in Individuen und für das Netz, das am Ende aber nicht individualisiert wird.

Donald übersieht, dass das Netz zunächst nur der Gehirnerweiterung dient und zeitlich und sachlich dem Geist und der Kultur vorausgeht.

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