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Die Evolution hat aber dennoch eine Lösung gefunden, diese erste natürliche Grenze des Gehirnwachstums zu überwinden.

Palastviertel, Machu Picchu, Peru
Palastviertel, Machu Picchu, Peru


Robert D. Martin schreibt weiter:

So scheint es, daß wegen der besonderen Größe des erwachsenen menschlichen Gehirns ein Teil des Wachstums, das normalerweise innerhalb des Mutterleibs stattfinden würde, in das postnatale Leben verlegt worden ist.

Es ist zutreffend gesagt worden, dass die menschliche Schwangerschaft eigentlich 21 Monate dauert – neun Monate in der Mutter und weitere zwölf Monate außerhalb. Dieses besondere Charakteristikum der Entwicklung des menschlichen Gehirns erklärt, warum unsere Neugeborenen so hilflos sind – trotz der Tatsache, daß sie unter vielen anderen Hinsichten dem Standard­muster entsprechen, das Nestflüchter erkennen lassen. (S. 105)

Welche Folgen der enge menschliche Geburtskanal für das Wachstum des Gehirns des Neugeborenen hat, erklärt Martin an gleicher Stelle so:

Näheres Hinsehen offenbart einen besonderen Grund für den relativ hilflosen Zustand der menschlichen Neugeborenen. Er hat mit dem Wachstum des Gehirns zu tun. Als generelle Regel gilt für Primaten, daß das Gehirn zur Zeit der Geburt die Hälfte seiner erwachsenen Größe erreicht hat.

Das Hirn wächst zwar relativ rasch während der Entwicklung im Mutterleib, doch etwa zum Zeitpunkt der Geburt kommt es zu einer deutlichen Verlangsamung. Menschen sind markant anders. Das rasche Wachsen, das andere Primaten während der fötalen Entwicklung zeigen, setzt sich bei Menschen etwa ein Jahr lang nach der Geburt fort.

Das Verlangsamen des Wachstums, das bei anderen Primaten etwa zur Zeit der Geburt einsetzt, setzt beim Menschen am Ende des ersten postnatalen Jahres ein. (S. 104)

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