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These 11

Das verlängerte Gehirnwachstum

Runder Turm, Machu Picchu, Peru
Runder Turm, Machu Picchu, Peru


Beim Menschen wird das Gehirnwachstum durch die Weite des Ge­burts­kanals der Frau begrenzt, den das Kind bei der Geburt passieren muss. Der selektive Vorteil des großen Gehirns des Individuums stößt hier an eine natürliche Grenze.

Um diese natürliche Grenze zu überwinden, hat die Evolution beim Menschen zwei Lösungen gefunden: Die erste Lösung ist, das Gehirn­wachstum in die Zeit nach der Geburt hinein zu verlängern. Diese Lösung wird erkauft durch einen weiteren Kostenanstieg infolge der erforderlichen aufwendigen Pflege des hilf­losen Säuglings.

Erläuterung:

Warum hört das menschliche Gehirn in der Evolution plötzlich auf zu wachsen? Diese Frage ist genauso spannend wie die nach den Ursachen des Wachstums in den vorangegangenen Perioden, sie wird aber er­staun­licherweise viel weniger thematisiert.

Ernst Mayr hatte ich bereits zitiert und will das Zitat hier wiederholen:

Vielleicht ebenso beachtlich ist, daß, sobald vor mehr als 100 000 Jahren das Stadium des Homo sapiens einmal erreicht war, kein weiterer nennens­werter Zuwachs in der Gehirngröße mehr stattfand.

Aus welchem Grunde die Auslese dem primitiven Menschen zu einem solch perfekten Gehirn verholfen haben sollte, daß es 100 000 Jahre später die Leistungen eines Descartes, Darwin oder Kant oder die Erfindung des Elektronengehirns und die Reisen zum Mond oder die literarischen Schöpfungen eines Shakespeare oder Goethe erlauben sollte, ist schwer zu verstehen. (Mayr 2002, S. 501)

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