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These 10

Das soziale Gehirn

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989


Mit der Gehirngröße von Affen nimmt auch die mögliche Größe der sozialen Gruppe zu, da die Individuen mit den größeren Gehirnen soziale Beziehungen zu einer größeren Anzahl von Gruppenmitgliedern herstellen und pflegen können (Robin Dunbar).

Der Vorteil der größeren sozialen Gruppe und der Vorteil der größeren Kontaktfähigkeit führen zu einer Selektion der Individuen und der Gruppen mit den größeren Gehirnen. Die Selektion fördert das Gehirnwachstum, das wird von den Hominidenfossilien bestätigt.

Erläuterung:

Das Gehirn ist ein teures Organ, weil es viel Energie verbraucht, die von den Lebewesen beschafft werden muss. Warum hat es sich in der Evolution trotzdem ausgezahlt hat, in große Gehirne zu investieren?

Robin Dunbar beantwortet diese Frage mit der Hypothese des sozialen Gehirns (social brain hypothesis), die ich im Folgenden nach seinen Aufsatz Warum die Menschen völlig anders wurden referiere:

Die Hypothese des sozialen Gehirns liefert eine Erklärung für die Beobachtung, daß Primaten im allgemeinen viel größere Gehirne für ihre Körpergröße entwickelt haben als andere Gruppen von Tieren.

Das ihr zugrundeliegende Argument lautet, daß die gesuchte Erklärung in der Tatsache steckt, daß Primaten über komplexere soziale Systeme als andere Tierspezies verfügen und daß diese Komplexität hohe kognitive Anfor­derungen stellt. Ein zentraler Hinweis zur Unterstützung dieser Ansicht findet sich in dem Tatbestand, daß die Größe von sozialen Gruppen mit dem relativen Volumen des Neocortex korreliert ist. (S. 247)

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