II. Der Lösungsweg
These 7
Das Nacheinander von Gehirn und Geist

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Das menschliche Gehirn als Basis des menschlichen Geistes ist eine evolutive Neuheit, die nicht allmählich, sondern nur durch Funktionswechsel entstanden sein kann. An die Stelle der Koevolution von Geist und Gehirn tritt ein anderes Denkmodell, das des zeitlichen Nacheinander:
Zuerst entstand das menschliche Gehirn, danach entwickelte sich der menschliche Geist. Zuerst musste aus biologischen Ursachen das menschliche Gehirn entstehen, erst danach konnte das menschliche Gehirn durch einen Funktionswechsel zur evolutiven Neuheit, zur Basis des menschlichen Geistes werden.
Erläuterung:
Die biologische Grundlage des menschlichen Geistes ist das Gehirn des Menschen. Deshalb ist die Entstehung des menschlichen Gehirns eine zentrale Fragestellung bei der Entwicklung der menschlichen Kultur und des menschlichen Geistes.
Um der Aporie der Koevolution von Gehirn und Geist zu entgehen, ist die Evolution beider getrennt zu untersuchen. Meine These ist, dass der Geist bei der Entstehung des Gehirns keine Rolle spielt, dass das Gehirn vielmehr in anderer Weise entstanden ist.
Die Evolution des tierischen Gehirns kann mit den Mitteln der darwinschen Evolutionstheorie beschrieben werden, das gilt auch für die Affen, die frühen Menschenaffen und die Vormenschen. Ich gehe nun einen Schritt weiter und sage: Auch die Evolution des menschlichen Gehirns ist Sache der Biologie und der biologischen Evolution, die der darwinschen Theorie folgt.
In meinem Denkmodell haben die Evolution des Gehirns und des Geistes des Menschen nichts miteinander zu tun. Statt einer Koevolution gehe ich von einem strikten Nacheinander aus. Erst entsteht das Gehirn nach den Regeln der biologischen Evolution, erst wenn das fertige Gehirn des Menschen vorhanden ist, kann die Evolution der geistigen Fähigkeiten beginnen.