These 6
Ergebnis

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Die bisherigen Versuche, die Evolution des menschlichen Gehirns und des menschlichen Geistes zu erklären, sind gescheitert. Denn ihnen allen ist gemeinsam, dass menschliche Charakteristika wie Arbeit, Sprache, Kultur, Bewusstsein, die alle am Ende der Evolution zum Menschen stehen, zugleich auch als Ursache der Menschwerdung, das heißt am Beginn der Menschwerdung stehen sollen.
Alle diese menschlichen Charakteristika waren aber vor der Entstehung des Menschen nicht vorhanden und kommen deshalb als Ursache der Evolution, die zum Menschen führte, nicht in Frage.
Erläuterung:
Kein anderer Gedanke war der viktorianischen Mentalität mehr zuwider als der daß der Mensch von Affen abstammen könne. Selbst wenn die Evolution für alle anderen Organismen nachgewiesen werden konnte, so mußte doch gewiß der Mensch mit all seinen einzigartigen menschlichen Merkmalen aus einem besonderen Schöpfungsakt hervorgegangen sein.
Sogar A. R. Wallace weigerte sich, sehr zur Verzweiflung Darwins, der natürlichen Auslese das Verdienst der Evolution des Menschen zuzugestehen.
(Mayr 2002, S. 499)
Mit diesen Worten bringt Ernst Mayr das Dilemma der Anthropologen auf den Punkt. Einerseits zeigen die Anatomie des Menschen, die Ergebnisse der Paläoanthropologie und der Genetik die Verwandtschaft von Affen und Menschen und die Entstehung des Menschen aus tierischen Vorfahren.
Andererseits hat die abendländische Philosophie und Religion seit ihren Anfängen den großen Abstand zwischen Mensch und Tier betont und diesen Abstand, weil in der göttlichen Schöpfungsordnung begründet, als unantastbar tabuisiert. Die Frage ist, können wir dieses Dilemma heute auflösen?
Charles Darwin war ein Kind des forschrittsstolzen 19. Jahrhunderts, in seiner Abstammung des Menschen nahm die Darstellung der moralischen Qualitäten unserer Spezies einen breiten Raum ein, wobei offen bleiben kann, ob Darwin damit die moralischen Qualitäten des zeitgenössischen englischen Gentleman meinte oder allgemeiner von der Spezies Mensch sprach.
Hinsichtlich der moralischen Qualitäten des Menschen sind wir nach den Erfahrungen des blutigen 20. Jahrhundert bescheidener geworden, nicht zuletzt auch deshalb, weil Sigmund Freud uns gelehrt hat, dass wir durchaus nicht oder zumindest nicht immer Herr im eigenen Oberstübchen sind.