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Um die Überlegungen Darwins zu den nur graduellen Unterschieden zwischen den geistigen Fähigkeiten

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989


zwischen Mensch und Tier zu würdigen, muss ich etwas weiter ausholen.

Als man in der Zeit der Aufklärung erkannte, dass die Welt nicht immer so beschaffen war, wie sie heute ist, war die erste und mit dem damaligen Weltbild konforme Erklärung, die alte Welt, die man hier und da in Form von Knochen ausgestorbener Tiere entdeckt hatte, sei die erste Schöpfung gewesen, die in der in der Bibel erzählten Sintflut untergegangen sei.

Daraus entstand die Katastrophentheorie, die Vorstellung, es hätte mehrere Schöpfungsakte gegeben, und die Welt sei dazwischen durch Sintfluten oder ungeheure Vulkanausbrüche und Erdbeben unter­gegangen. In der Geologie hatte man aber zur Zeit Darwins erkannt, dass viele Prozesse in der Natur nicht katastrophisch ablaufen, sondern allmählich und in kleinen und kleinsten Schritten.

Der schottische Geologe James Hutton hatte an bekannten Überresten aus römischer Zeit Erfahrungen damit gesammelt, wie langsam geologische Vorgänge vonstatten gehen und er hatte erkannt, dass die geologischen Verwer­fungen, die an den Küsten seiner schottischen Heimat zu beobach­ten waren, ungeheure Zeiträume in Anspruch nehmen mussten. So entstand die Theorie des Gradualis­mus, die die Veränderungen in der Welt auf einen kontinuierlichen, allmählichen Wandel zurückführte.

Ein Anhänger dieser Theorie war der Geologe Charles Lyell, der Freund und Lehrer Darwins. Von Lyell übernahm Darwin den Gradualismus in seine Evolutionstheorie. Darwin konnte zeigen, und das ist ein Kernstück des Darwinismus, dass die Evolution nicht auf großen Sprüngen beruht, sondern dass die evolutionären Veränderungen in Populationen von Individuen in kleinsten Schritten ablaufen und sehr lange Zeiträume erfordern.

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