These 3
Keine Koevolution von Geist und Gehirn

Festumzug, Cusco, Peru, 27. 8. 1989
Die bisherigen Erklärungen zur Entstehung des menschlichen Geistes, der menschlichen Kultur gehen alle von einer Koevolution von Geist und Gehirn aus, wobei Geist und Gehirn die Evolution des jeweils anderen beeinflusst haben (Beispiele für Koevolution: Insekten und Blüten, Löwe und Gazelle).
Diese Erklärungen widersprechen dem Verbot der zielgerichteten Evolution (These 2) und sind deshalb abzulehnen. Der menschliche Geist ist eine evolutive Neuheit und kann deshalb nicht auf dem Wege der Koevolution entstanden sein.
Erläuterung:
Johannes Steidle definiert den Begriff Koevolution in seinem Beitrag zu dem Sachbuch Evolution wie folgt:
Coevolution liegt dann vor, wenn zwei oder mehr Arten gegenseitig ihre Evolution beeinflussen. Dies geschieht, indem jede Art einen Selektionsdruck auf die andere Art ausübt und sich selbst als Reaktion auf den Selektionsdruck der anderen Art verändert. Die Folge von Coevolution ist die Coadaptation der beteiligten Arten, d. h. die Arten sind aneinander angepasst. (Johannes Steidle, 2009: Coevolution, in: Schmid, Ulrich und Günter Bechly (Hrsg.): Evolution. Der Fluss des Lebens, Stuttgart, S. 81-88, S. 81)
Ernst Mayr erläutert Koevolution so:
Immer wenn zwei Arten von Lebewesen in Wechselwirkung treten – beispielsweise als Räuber und Beute, Wirt und Parasit, Blütenpflanze und bestäubendes Insekt -, üben sie gegenseitig einen Selektionsdruck aufeinander aus. Dies hat zur Folge, dass sie sich gemeinsam weiterentwickeln. (…) Viele Evolutionsvorgänge laufen in Form einer solchen Koevolution ab. (Ernst Mayr 2005: Das ist Evolution, München, 3. Aufl., S. 257)
Im biologischen Begriff der Koevolution sind folgende Bestandteile grundlegend: mindestens zwei Arten von Lebewesen, die auch ohne die andere Art lebensfähig sind, die Arten treten in Wechselbeziehung, üben Selektionsdruck aufeinander aus, entwickeln sich gemeinsam.