(5) Helden und Sterne:
Zurück zu Schrotts These vom Kulturbuchhalter Homer:

Schrott sieht richtig, dass die Griechen des 7. Jahrhunderts noch keine Kulturnation sind, die sich an Homers Schlachtenschilderungen nur ergötzen wollen. Deshalb misstraut er zu Recht der Idee vom schöngeistigen Dichter Homer.
Die Frage ist: Warum haben die Griechen dennoch ihren Homer von Anfang an so heiß und innig geliebt? Nur wegen der Prophezeihung künftiger griechischer Größe?
Gibt es einen praktischen Grund, der die schnelle Verbreitung der Ilias plausibel macht?
Die Lösung bietet die antike Literaturgattung des Lehrgedichts. Viele antike Philosophen haben ihre Weisheiten in dichterischer Form dargeboten (Lukrez), und die Dichter haben ihr Publikum nicht nur unterhalten, sondern auch belehren wollen (Ovid).
Von dieser Idee ausgehend haben zwei andere Außenseiter der Homerforschung, Florence und Kenneth Wood, eine Lösung gefunden, die nur auf dem ersten Blick überrascht. In ihrem Buch „Homer’s Secret Iliad. The Epic of the Night Skies Decoded”, London 1999, zeigen sie, dass man die Ilias auch als Sternkatalog lesen kann.
