Bitte um Stellungnahmen …, mein Anschreiben (Fortsetzung 5)
Werner H. Kelber hat in einem bedenkenswerten Aufsatz

(Der historische Jesus. Bedenken zur gegenwärtigen Diskussion aus der Perspektive mittelalterlicher, moderner und postmoderner Hermeneutik, in: Jens Schröter und Ralph Brucker, Der historische Jesus, 2002, S. 15-66) darauf hingewiesen, dass die Auslegungsbreite der biblischen Texte sich seit dem Mittelalter und in der Neuzeit vom vierfachen Schriftsinn auf dem wörtlichen Sinn und weiter auf den historischen Sinn der Texte verengt hat.
Verschiedentlich wurde auf das Beispiel des Sokrates verwiesen, wo neben den sozusagen kanonischen Quellen der platonischen Dialoge die Schriften Xenophons über Sokrates bekannt sind.
Ein völlig anderes Bild des großen griechischen Philosophen zeichnet der zeitgenössische Komödiendichter Aristophanes in der Komödie Die Wolken von Sokrates. Dieses Bild unterscheidet sich so stark von dem Bild Platons und Xenophons, dass man die Frage gestellt hat, ob es sich überhaupt auf den bekannten Philosophen bezieht.