Was waren die Folgen? Aus dem im Zentrum historischer Ereignisse stehenden Jesus,

der erst durch das persönliche Eingreifen des römischen Statthalters Pilatus zum Schweigen gebracht werden konnte, wurde ein unbedeutender Wanderprediger. Aus dem umjubelten Messias, dessen Anhänger wenige Jahre nach seinem Tod durch kaiserliches Edikt wegen Aufruhrs aus Rom vertrieben wurden, wurde ein unbekannter Rabbi, der die hellenisierten Städte mied. Aus einem Stück Weltgeschichte wurde eine blasse Sozialutopie. Die Grundlagen einer Weltreligion hatten sich in nichts aufgelöst.
Die protestantische Theologie löste das Problem, indem sie aus Jesus ein religiöses Genie machte, der all seine Weisheit aus seiner Person heraus hervorbrachte bzw. in der religiösen Sprache: von Gott begabt war. Durch das aus der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts stammende Geniekonzept zeigten sich die Theologen als Verfechter der These “Männer machen Geschichte”.
Diese These hat in der Geschichtswissenschaft längst Staub angesetzt und ist durch neuere methodische Konzepte ersetzt worden.